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Baumgeschichte, Erntegeschichte, Geschichte Ernte, Geschichte für Senioren, Geschichte Zwetschgen, Kindergeschichte, Obstflüsterei, Obstgeschichte, Obstwiese, Zwetschgenbaumgeschichte, Zwetschgengeschichten
„Halloooo! Wo seid ihr? Will uns denn keiner haben? Halloooo?“
Laut und turbulent ging es zu auf der Obstwiese. Besonders hinten beim Zwetschgenbaum, wo sich die reifen Zwetschgen laut zu Wort meldeten.
„Will uns denn keiner ernten?“
„Hört auf zu jammern, da oben!“, schimpfte der Zwetschgenbaum. Ihr seid noch gut dran. Meine Schmerzen müsstet ihr haben, dann wüsstet ihr, wie schwer die Last ist, die ich zu tragen habe. Ich wünsche, es käme ein Wind, der euch abschüttelte!“
„Abschütteln? Uns? Nein! Was fällt dir ein!?“
Aufgeregt schrien die Zwetschgen ihren Ärger in den Tag hinaus.
„Nicht auszudenken, was uns alles passierte, lägen wir auf dem Boden“, ereiferte sich eine.
„Vom Bodensturz ganz abgesehen“, sagte eine andere. „Wer weiß, wie wir uns dabei verletzen könnten.“
„Oh, oh, das gäbe blaue Flecken!“, klagte eine dicke Zwetschge, die weit oben in den Zweigen hing.
Da musste der Baum herzlich lachten. „Blaue Flecken, dass ich nicht lache, ha ha! Ihr seid doch sowieso blau, ihr blöden Zwetschgen, hahaha!“
Er lachte so sehr, dass gleich ein paar Zwetschgen hinunter purzelten.
„Au, aua, autsch!“, heulten die Zwetschen auf. Die, die auf den Boden fielen, heulten ebenso laut wie die, die sich an ihren Plätzen in den Zweigen festhalten konnten. Sie waren halt etwas zimperlich, diese blauen Früchtchen.
„Wenn ihr erst entsteint, aufgeschnitten und mit Zimt und Zucker bestreut auf einem Kuchenteig in den Backofen geschoben werdet, sehnt ihr euch gerne danach, einfach nur auf den Boden fallen und dort für alle Zeiten liegen bleiben zu dürfen“, brummte der Zwetschgenbaum, dem die zickigen Früchtchen etwas auf die Nerven gingen.
Die Zwetschgen schwiegen. Sie mussten darüber nachdenken, was der Baum gesagt hatte. Gut hörte sich das nicht an. Vielleicht sollten sie doch lieber nicht zu laut schreien. Aber genau wussten sie es auch nicht.
„Mir passiert das mit dem Kuchen nicht“, rief die Zwetschge, die kaum einer mehr beachtete, weil sie schon seit Tagen einen Wurm in ihrem weichen, überreifen Bauch beherbergte. „Ich bin so etwas wie eine Mutter geworden. Eine Wurmmutter. Und sagt, wer würde einer Mutter etwas antun?“
Ein Wanderer kam des Wegs. Er sah die reifen Früchte, pflückte eine ab, polierte sie an seinem Hemdsärmel und biss genussvoll hinein.
„Lecker, lecker!“, lobte er und machte sich wieder auf den Weg.
Beim Zwetschgenbaum war es still geworden. Man hörte auch in den nächsten Tagen keine Rufe mehr. Irgendwann kam die Bäuerin mit Korb und Leiter und pflückte alle Früchte ab. Die ergaben sich klaglos in ihr Schicksal. Sie lebten noch lange ein zweites Leben und verfeinerten in den dunklen Monaten des Jahres viele Mahlzeiten mit ihrem köstlichen Geschmack, dass die Menschen „Zwetschgen sind unsere liebsten Früchte“ sagten. Ja, so war das!
© Elke Bräunling & Regina Meier zu Verl 2016
Zwetschgenzeit, Bildquelle © congerdesign/pixabay
klatschmohnrot sagte:
Hat dies auf Klatschmohnrot – von Tag zu Tag rebloggt und kommentierte:
Im Nachbargarten habe ich schon reife Zwetschgen gesehen, mmh, wie lecker die aussehen. Leider kam ich nicht ran …
Elke und ich haben eine Zwetschgengeschichte geschrieben, viel Spaß beim Lesen.
Katrin - musikhai sagte:
Hat dies auf Meine Erlebnisse im Altenheim rebloggt und kommentierte:
Nachdem ich heute vom Zwetschgenbaum in unserem Garten gebloggt habe, muss ich diese schöne Geschichte rebloggen!
Märchenfrau sagte:
Lieben Dank fürs Rebloggen, liebe Katrin. Es kommen seither jeden Tag Leute von deiner Seite und das freut uns sehr.
Einen schönen Sonntag für dich
Elke & Regina
Katrin - musikhai sagte:
Das freut mich sehr, denn ich finde eure Seiten mit den Geschichten wirklich empfehlenswert! <3 <3 <3
Katrin - musikhai sagte:
Aber unsere Zwetschgen sind noch sauer. *brrrrr*
Märchenfrau sagte:
Die Zwetschgen hier im Walddorf sind auch nur „schwer“ genießbar. Es war kein Sommer dafür, aber vielleicht arbeitet die Sonne noch ein bisschen an sich und an den Früchten. :)
Katrin - musikhai sagte:
Hoffentlich!
Deine Christine! sagte:
Oh …. eine sehr schöne Geschichte, wobei ich glaube, jetzt möchte ich doch keinen Kuchen mehr essen… die armen Früchtchen … LG
klatschmohnrot sagte:
Guten Morgen liebe Christine,
es ist ja ihre Bestimmung, du kannst also ruhig den Kuchen weiterhin essen! :)
Einen schönen Tag dir, danke und herzliche Grüße
Regina
Deine Christine! sagte:
Liebe Regina, ok, überredet… ;-) Ich wünsche Dir auch einen schönen Tag :-) LG Deine Christine!
lifetellsstories sagte:
Toll!!! Ich musste beim Lesen die ganze Zeit in mich hineinlächeln!!! Richtig schön, überhaupt lese ich Eure Geschichten sehr gerne. Sie bereiten immer wieder Freude. Danke!
LG
Astrid
Regina (klatschmohnrot) sagte:
Danke schön, liebe Astrid,
das freut uns sehr, gerade, wo du doch auch so wunderbare Geschichten schreibst!
Herzliche Grüße
Regina u. Elke
Monika-Maria Ehliah sagte:
Oh, eine liebenswerte Geschichte. Ich bin mit Mutter Natur und allem was sie uns schenkt innig verbunden. So bewegen diese Worte mein Herz.
Alles Liebe – alles Gute und Segen!
M.M.
Elke sagte:
Dankeschön für deinen Besuch und deine liebenswerten Worte. Sie bedeuten uns viel.
Herzlichst
Ele