Schlagwörter
Geschichte Glühwürmchen, Geschichte kleine Waldmaus, Glühwürmchenmärchen, Gutenachtgeschichte, Kindergeschichte, Sommermärchen, Waldmärchen
Die kleine Waldmaus und die tanzenden Glühwürmchen
An einem lauen Sommerabend machte sich die kleine Waldmaus auf den Weg zur Waldlichtung bei der großen Wiese. Dort hoffte sie, ihren Freund, den kleinen Igel, endlich einmal wieder zu treffen. Da sie sonst oft auch tagsüber unterwegs war, hatte sie ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen. Der kleine Igel nämlich mochte die warmen Strahlen der Sommersonne noch viel weniger leiden als die kleine Maus. Deshalb verschlief er die Tage lieber und ging erst zur Nacht auf Futtersuche.
Weil die Sonnenstrahlen den Wald in den letzten Tagen sehr aufgewärmt hatten, war die kleine Waldmaus auch in ihrem Mausebau geblieben. Nun aber hatte sich die Sonne verabschiedet. Die Nacht war angebrochen und die kleine Maus konnte wieder besser atmen. Es duftete fein an diesem lauen Sommerabend im Wald. Nach süßen Blüten, würzigen Kräutern, reifen Beeren, Pilzen, Moosen und Walderde.
„Hmhm“, brummelte die kleine Maus. „Wie lecker es duftet im Dunkelwald! Es ist keine schlechte Idee, wie eine rechte Waldmaus auch einmal in der Nacht unterwegs zu sein. Aber wo steckt er nun, mein Freund, der kleine Igel?“
Die kleine Waldmaus beschleunigte ihre Schritte. So ganz wohl fühlte sie sich hier doch nicht so mauseseelealleine im Dunkeln und sie beeilte sich, zur Lichtung zu kommen. Dort war es nicht ganz so dunkel und Bäume und Büsche waren im Schein des halben Mondes in Silberschatten getaucht. Schön sah das aus.
Aber da war noch etwas anderes. Nichts Mondsilbernes. Nein, golden schimmerte es hier überall in der Luft. Oh! Wie schön das flimmerte und schimmerte und funkelte! Die kleine Waldmaus machte Halt und schaute und schaute und staunte. Diese goldenen und silbernen Farben hatte sie noch nie in ihrem Mauseleben gesehen.
„Ahh! Wie schön das ist!“, flüsterte sie. „Warum hat mir keiner gesagt, dass der Wald im Dunkeln gar nicht dunkel, sondern wunderhell und wunderfein und wunderschön und ein Wunderwald ist?“
Sie schaute und staunte und guckte und vergaß vor Aufregung alles andere. Sie dachte nicht daran, dass sie eigentlich auf Nahrungssuche unterwegs war und dass sie den kleinen Igel suchen wollte. Auch vergaß sie, aufzupassen und auf Gefahren zu achten. Es war ein großes Mauseglück, dass zu dieser Nachtstunde kein Feind auf der Waldlichtung unterwegs war.
„Du musst immer aufpassen, kleine Maus!“, hatte Opa Maus oft gewarnt. „Gefahren und Feinde lauern überall. Du darfst dich niemals ablenken lassen.“
Wie aber sollte man sich von diesem feinen Wundergold nicht ablenken lassen?
„Glühwürmchen!“, schnarrte da eine knurrige Stimme neben der kleinen Maus. „Das sind Glühwürmchen und sie tanzen ihren Sommertanz.“
Die kleine Maus schrak zusammen, dann aber atmete sie auf. Der Igel! Es war der kleine Igel, der neben ihr stand und wie sie gebannt zu den goldenen Pünktchen hinauf blickte, die im Silberlicht des Mondes in der Luft tanzten.
Nun war alles gut. Die kleine Waldmaus war glücklich. Es fühlte sich gut an, den kleinen Igel an ihrer Seite zu wissen. Sie sahen noch lange den fröhlichen Glühwürmchen zu in dieser Nacht. Was gab es auch Besseres, als schöne Wunderdinge mit dem besten Freund zusammen zu bestaunen?
© Elke Bräunling
Kleine Waldmaus, Bildquelle © Alexas_Fotos/pixabay