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Gewittergeister
Gewitterstimmung und schlechte Laune und ein übellauniger Nachbar

Ein heißer, schwüler Tag ist heute. Wie verrückt schwirren Mücken und Insekten im Garten herum.
”Hey ihr”, brüllt Mia und schlägt um sich. ”Hört auf zu stechen! Das tut weh!”
”Haha”, lacht Nachbar Nebel am Gartenzaun. ”Das hast du nun davon, dass du immer so laut herumtobst und alte Leute ärgerst!”
Mia will losschimpfen, doch sie erinnert sich an Mamas Worte, höflich zu sein.
”Wie bitte?”, fragt sie daher so höflich, wie sie nur kann. ”Darum ärgern mich diese Stechviecher heute?”
”Das sind Gewittergeister”, sagt Nachbar Nebel. ”Die kommen, wenn Kinder unartig sind. Und nun lass mich für ein Stündchen in Ruhe ein Schläfchen machen. Ich mag jetzt kein Kindergeschrei mehr hören.”
”Bäh”, macht Mia und streckt die Zunge nach dem ollen Griesgram, der ihr bereits den Rücken zugekehrt hat, aus. ”Es gibt keine Geister, und Kindergeschrei mache ich nie. Hörst du?”
Doch der olle Nebel hat es sich längst in seinem Liegestuhl gemütlich gemacht und antwortet nicht mehr.
Mia seufzt. Schlecht gelaunt ist sie heute. Zu nichts hat sie Lust bei dieser schwülen Hitze. Und über alles und jeden ärgert sie sich. Richtig in die Luft gehen könnte sie vor Ärger.
”Diesem ollen Nebel werde ich einen Streich spielen”, mault sie. ”Immer meckert er an mir herum. Und lügen tut er auch. Es gibt nämlich keine Gewittergeister. Och, der ist ja selber ein Geist. Ein ganz doofer dazu. Bäh!”
Mia setzt sich auf ihre Schaukel und schwingt langsam hin und her. Ein wenig fächelt der Wind ihr Kühle zu. Trotzdem wird die Luft immer drückender und heißer. Niedrig fliegen die Vögel über Mia hinweg, und die Mücken summen noch verrückter in der Luft herum. Selbst Katze Mimi liegt träge im Schatten und öffnet nicht einmal ein Auge.
Plötzlich hört Mia ein Grollen in der Ferne. Sie blickt nach Westen. Bedrohlich dunkel ziehen Wolken auf. Groß und größer werden sie. Fasziniert beobachtet Mia dieses Wolkenspiel, und schadenfroh linst sie auch in den Nachbargarten, wo Nachbar Nebel friedlich auf seiner Liege schlummert.
Gerade noch rechtzeitig kann sich Mia mit Mimi ins Haus flüchten. Und da geht es auch schon los: Blitze zischen, und mächtige Donner grollen ihnen hinterher. Sturmböen fegen in die Bäume hinein, und Regentropfen platschen dick vom Himmel herunter. Dann gießt es in Strömen.
Mia beobachtet das Schauspiel vom Fenster aus.
”Gut gemacht, ihr Gewittergeister”, kichert sie und lacht zu Nachbar Nebel hinüber, der sich klatschnass ins Haus flüchtet.
”Hihi!” ruft sie ihm hinterher. ”Nun hast du die Gewittergeister verschlafen!”
Mia ist zufrieden. Jetzt braucht sie nicht mehr Gewittergeist bei dem ollen Nebel-Nachbarn zu spielen. Das haben die Gewittergeister hübsch alleine besorgt. ”Vielleicht gibt es sie ja doch”, murmelt sie. ”Ich muss sagen, es sind sehr kluge Geister!”
Währenddessen zieht das Gewitter weiter. Das Donnergrollen wird leise und leiser. Dann ist der Spuk auch schon vorbei. Die Sonne blinzelt hinter den Wolken hervor, und der Garten beginnt zu dampfen. Es riecht gut. Nach Sommer.
”Jipphiieee!”, ruft Mia und läuft mit lautem Indianergebrüll wieder in den Garten hinaus, nicht, ohne mit einem verstohlenen Grinsen zum Nachbarhaus zu blicken. Von wegen Gewittergeister …

© Elke Bräunling

Gewittertag, Bildquelle © NeuPaddy/pixabay

 

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