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Bald ist wieder der Johannitag, es ist der 24. Juni. Immer an diesem Tag fällt mir die nachfolgende Geschichte wieder ein, die ich vor vielen Jahren geschrieben habe!

Johannes und Katharina, ein Johannipaar

„Am Johannitag haben wir uns versprochen immer füreinander da zu sein“, sagt Oma.
„Dein Opa war ein toller Mann, alle Mädchen haben sich nach ihm umgeschaut, aber er hatte nur Augen für mich.“ Oma lächelt, als sie daran zurückdenkt. Ich kenne diese Geschichte, aber ich werde nicht müde, sie immer wieder zu hören.
„Erzähl von dem Feuer“, bitte ich sie.
„Aber Kind, das habe ich schon hundert Mal erzählt!“
„Das macht nichts, ich möchte es nochmal hören“, Oma kann meiner Bitte nicht widerstehen und sie beginnt zu erzählen.
„Dein Opa wohnte auf dem Nachbarhof, wir sind uns als Kinder oft begegnet, aber in jedem Jahr, wenn das Johannifeuer auf der großen Dorfwiese entfacht wurde und wir wieder ein Jahr älter geworden waren, wuchs das Gefühl, das wir füreinander hatten. Uns war beiden klar, dass wir einmal ein Paar sein würden. Doch wir waren ja so jung und so schüchtern, dass wir es uns nie gesagt haben.“ Oma steht auf und holt die Zigarrenkiste mit den alten Fotos aus der Vitrine.
„Schau hier, das sitzt er am Feuer und spielt auf seiner Laute. Wie habe ich es geliebt, wenn er sang und spielte. Alle haben ihm wie gebannt zugehört, manchmal haben sie auch mitgesungen. Aber meist lauschten sie deinem Großvater, er war ein begnadeter Sänger. Seine Stimme hatte so etwas – ich kann es gar nicht sagen …“
„Charmantes!“, sage ich, denn schließlich habe ich ihn ja auch singen hören. Auch ich habe es geliebt, ihm zu lauschen und all die alten Lieder, die kenne ich auch, Strophe für Strophe. Es ist kein Zufall, dass ich irgendwann anfing Gitarre zu spielen. Ich weiß noch, wie froh er darüber war. Als er starb, bekam ich seine Laute, sie steht hier neben mir. Sie ist mir so wichtig und wertvoll, irgendwann werde ich sie meiner Tochter vererben.
„Niemand konnte so schön spielen wie er und an dem Tag, als wir geheiratet haben, das war ein paar Tage nach Johanni, da hat er mir ein Liebeslied gesungen, eines, das nur für mich war. Er hat es selbst geschrieben. Wie gern würde ich es noch einmal hören!“
Auf diesen Moment habe ich gewartet, ich nehme meine Gitarre und schlage ein paar Akkorde an, dann beginne ich leise zu singen:

K – für meine Katharina, A – für allzeit meine Frau,
T – für treu, und das für immer, H – für Herz und Himmelblau,
A – für achten und beschenken, R – für Rosen, dunkelrot,
I – für immer an dich denken, N – für Nähe ohne Not,
A – für all das bist du mir und auch für all das bin ich dir.
Meine Katharina, meine Frau!

Oma weint, sie weint vor Freude und sie weint um ihren Mann, der ihr vorausgegangen ist. Es muss schwer sein für sie, aber ich bin sicher, dass sie diesen Moment mit mir genossen hat, trotz der Tränen. Wir haben uns lange umarmt und ich bin so froh, dass ich sie habe, meine Oma. Gebe Gott, dass sie mich noch lange begleiten darf.

© Regina Meier zu Verl