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Jules Schmetterlingstraum

Aus dicken, hässlichen Raupen schlüpfen zarte, bunte Schmetterlinge, hat Jule gehört. Das kann Jule erst nicht glauben, doch weil sie Schmetterlinge über alles leiden mag, träumt sie von einem fröhlich kunterbunten Schmetterlingsgarten.
Schmetterlinge aber sieht Jule im Garten nur wenige. Weil die nämlich ihre Eier, aus denen die Raupen schlüpfen, lieber auf Brennnesseln, Wildkräutern und -büschen ablegen, und die gibt es in den gepflegten Gärten der Siedlung nicht.
Schade, findet Jule, und denkt an ihren Schmetterlingstraum. Dann hat sie eine Idee. Sie nimmt ein Einmachglas und geht zum Wäldchen hinter dem Spielplatz. Dort wachsen Brennnesseln, Wildkräuter, Büsche und Birken, und von denen sammelt Jule alle Raupen, die sie finden kann, in ihr Glas. Vorsichtig trägt sie ihre Beute heim in den Garten und setzt die Raupen auf die Blätter der Bäume, Büsche, Rosen, Stauden und Salatköpfe. Mehrere Tage lang macht sie das, und es ist keine einfache Sache.
Am Anfang ekelt sich Jule vor den Raupen, doch dann denkt sie an ihren Traum und sammelt weiter. Bald findet sie es nicht mehr so schlimm, Raupen anzufassen. Im Gegenteil: Es macht Spaß, sie daheim im Garten auszusetzen. Heimlich natürlich, denn der bunte Schmetterlingsgarten soll eine Überraschung für Jules Eltern werden.
Eine Überraschung wird es dann auch. Jules Eltern nämlich wundern sich mächtig über die Löcher in den Blättern von Bäumen, Büschen und Pflanzen, und sie ärgern sich über die zerfressenen Salatköpfe. „Ungeziefer!“, schimpft Mama, und Papa überlegt, ob er Sprühgift kaufen soll. Auch die Nachbarn klagen und wundern sich.
Jule aber lächelt. In Gedanken sieht sie viele Schmetterlinge als fröhlich bunte Punkte herumflattern und alle würden sich freuen.
Da, vor ihr schwingt sich ein zitronengelber Falter durch die Lüfte, segelt elegant über die Köpfe ihrer Eltern und lässt sich auf einer blauen Lavendelblüte nieder. Schön sieht das aus. Jule klatscht vor Freude in die Hände.
„Ein gelber Schmetterling!“, ruft sie. „Seht nur, wie schön er ist!“
„Einen Zitronenfalter haben wir lange nicht mehr gesehen“, sagt Jules Vater überrascht. „Wirklich schön!“
Auch Mama und die Nachbarn freuen sich über diesen seltenen Gast. „Wo kommt der nur her?“, überlegen sie.
Da beichtet Jule die Sache mit den Raupen und ihrem Traum von einem kunterbunten Schmetterlingsgarten.
Papa macht ein grimmiges Gesicht, Mama aber muss lachen.
„Na ja“, meint sie, „das mit den Raupen ist keine besonders gute Idee, aber vielleicht fällt uns ja etwas anderes ein, um wieder mehr Schmetterlinge in unsere Gärten zu locken.“
„Au ja!“, ruft Jule, und die drei beschließen, mit allen Nachbarn zu reden und künftig in den Gärten der Siedlung wieder einige Blumenarten, die Schmetterlinge besonders mögen, anzupflanzen und nicht alle Brennnesseln immer gleich als Unkraut auszurupfen.
Ist doch ein guter Anfang, denkt Jule. Und was meint ihr?

© Elke Bräunling

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Ein Schmetterling im Garten, Bildquelle © Hans/pixabay

 

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