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Von der Wiese, die auf die Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Grillen, Vögel und Käfer wartete

„Hallo, Bienen, wo seid ihr?“
Die Rufe des kleinen Mädchens hallten laut über die Wiese am Dorfrand. Lange schon stand es da, die Blicke auf die Pracht
der Wiesenblüten geheftet. Es war nicht das erste Mal, dass es hier verweilte. Seit einer Woche besuchte es die Wiese jeden Tag und heute würde es das letzte Mal sein. Der Urlaub in dem dem kleinen Walddorf ging zu Ende, morgen würde es mit seinen Eltern nach Hause fahren zurück in die große Stadt im Norden.
„Ich warte schon so viele Tage auf euch und habe euch hier nie gesehen“, rief es in die Wiesenwelt hinein. „Warum kommt ihr nicht? So viele Blumen blühen hier. Ich besuche sie jeden Tag! Nur ihr seid nie da. Hört ihr mich, ihr Bienen?“
Das Mädchen schüttelte den Kopf und ein Sonnenstrahl warf leuchtende Lichtpunkte auf ihr langes rotes Haar.
„Und auf euch warte ich auch, ihr Hummeln und Schmetterlinge und Grillen und Vögel und Käfer! Gibt es euch nicht mehr?“ Es wandte sich an den Marienkäfer, der sich vergebens bemühte, auf den hohen Grashalm mit der pollengelben Blütenrispe zu krabbeln. „Du bist der einzige Käfer, den ich hier treffe. Sag, weißt du, warum deine Freunde, die Schmetterlinge, Grillen, Vögel, Hummeln und Bienen diese Wiese nicht besuchen? Sind sie nicht hungrig?“
Der Marienkäfer hielt inne, zögerte einen Moment, spreizte seine Flügel und brummsummte schwerfällig zu den Büschen am Waldrand hinüber.
„Schade. Du bist kein Glückskäfer.“ Die Stimme des Mädchens klang leise nun. „Diese Wiese ist keine Glückswiese.“
Das Mädchen strich sich die Haare hinters Ohr, zog ein Bilderbuch aus seinem Rucksack und setzte sich mit gekreuzten Beinen mitten das duftende Blüten- und Gräserbunt. Dann besuchte es die Wiesenwelt in dem Buch, so wie sie der Maler der Bilder bunt und leuchtend mit vielen Gräsern, Blumen, Kräutern und Wiesentieren gemalt hatte. Und der kleine Marienkäfer, der auf der Margeritenblüte ganz vorne im Bild saß, zwinkerte ihr mit einem freundlichen Brummen zu. Für einen Augenblick nur.
Das Mädchen blinzelte, dann wachte es auf. Es lag in der Wiese und überall summte, brummte, raschelte, zirpte und zwitscherte es fröhlich durcheinander.
„Oh, dies war nur ein Traum. Es gibt euch noch!“, rief es und klatschte vor Freude in die Hände. „Schön, dass ihr da seid, ihr Bienen, Hummeln, Grillen, Schmetterlinge, Käfer und Vögel! Wie schön!“

© Elke Bräunling


Hallo, Biene!, Bildquelle © ramboldheiner/pixabay

 

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